Die „gestaltete Welt“ des Fotografen Peter Keetman

 

Fotografien in Schwarzweiß ab den 1950ern

Peter Keetman legte großen Wert auf die Bildkomposition – von Dokumentarfotos bis hin zu abstrakten Lichtkunstwerken. Eine Retrospektive im Kunstfoyer in München. [von Florian Wagner]

Zum 100. Geburtstag von Peter Keetman (1916 – 2005) gestalteten das Museum Folkwang und die Stiftung F.C. Gundlach eine aussagekräftige Werkschau. In Zeiten des Aufbruchs und des Fortschritts dokumentierte und experimentierte Keetman mit den fotografischen Gestaltungsmöglichkeiten. Künstlerische Perfektion schuf er mit seinen Lichtmalereien: abstrakte Formen, Geometrie, Spannungsaufbau.


Industrie- und Dokumentarfotografie

Eine der bekanntesten Serien, auch ein Symbol für das Wirtschaftswunder, entstand 1953 im VW-Werk in Wolfsburg. Eine Woche lang fotografierte Peter Keetman die klaren Formen der Autoteile, die durch die Anordnung bei der Fließbandarbeit eigene Strukturen bildeten. Schöne Präsentation, unterhaltsam fürs Auge: Abstrakt anmutende Bilder, die erst auf den zweiten Blick die Realität preisgeben, werden teilweise großformatig gehängt. Z.B. „Sand auf Glasscheibe“.

Vor allem in den 1950er Jahren hielt Keetman die Entwicklung des Aufschwungs im Nachkriegsdeutschland fest. Auch hier zeigen die meisten Bilder interessante Einblicke, bestechen aber auch durch die „historische“ Sicht auf eine vergangene Zeit.

Lichtmalerei

Die künstlerische Perfektion und Experimentierfreude sieht man den sehr geordneten geometrischen Formen der Lichtbilder an. Damals war es noch neu, heute kennt man Lichtmalerei in abwechslungsreichen Formen und Farben. Für mich sind das dennoch die aufregendsten und inspirierendsten Ausstellungsstücke.

Neues Sehen

Als Mitbegründer der Gruppe „fotoform“ war Peter Keetman einer der Protagonisten, die der gleichgeschalteten Fotografie der 30er- und 40er-Jahre neue Gestalt und Inhalte geben wollten. Sein Credo dazu von 1949 hallt nach in unsere Zeit:

„Was wir wollen, ist den Konservatismus brechen, etwas Neues überzeugend bieten, den Leuten die Augen öffnen. Ich bin bestimmt alles andere als ein Fanatiker, aber wir wollen keine flauen Sachen unter neuem Namen.“


Peter Keetman, Selbstbildnis, Stuttgart, 1948. © Peter Keetman/F.C. Gundlach Foundation

Peter Keetman

Peter Keetman, 1916 in Wuppertal geboren (gest. 2005), schloss seine fotografische Ausbildung 1947 mit einem Meisterkurs an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München ab. In den folgenden Jahren fand er, zunächst noch unter dem Einfluss von Adolf Lazi und später in der Auseinandersetzung mit seinen Weggefährten der Gruppe fotoform, vor allem mit Wolfgang Reisewitz, Otto Steinert und Toni Schneiders, das Vokabular seiner Bildsprache.


Ausstellung: Peter Keetman. Gestaltete Welt

Kunstfoyer
Versicherungskammer Kulturstiftung
Maximilianstraße 53, München
Leitung Kunstfoyer: Isabel Siben
Kuratoren: F.C. Gundlach, Sebastian Lux, Petra Steinhardt, Florian Ebner.
Eine Ausstellung des Museum Folkwang und der Stiftung F.C. Gundlach.
31. Mai bis 10. September 2017
www.versicherungskammer-kulturstiftung.de

 

Katalog zur Ausstellung:
Peter Keetman. Gestaltete Welt
Herausgegeben von F.C. Gundlach
304 Seiten, Leineneinband, 24 x 29 cm, deutsch
48 Euro
ISBN 978-3-95829-204-8

 

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